Eine Brücke zu den Planeten

Faszinierender Klang und vitales Musizieren prägten das Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Ulm: "Planetenmusik" - ein wenig zum Abheben.

GEORG LINSENMANN

Das Ferne ist dem Don Juan von Max Frisch so fern, dass schon der Gedanke an die Dimensionen des Kosmischen dem Betrachter den "Verstand verdampfen" lassen könnte. Umso verblüffender, wie vertraut Musik die galaktische Verwandtschaft der Erde erscheinen lässt - in Holsts "Planeten", aber auch in einem uraufgeführten Werk von Isao Matsushita, dessen Titel hält, was er verspricht.

"Die Segen des Firmaments" werden dort reichlich gespendet. Schon zu Beginn, wenn sich zum wellenartig strömendem Sirren der Harfe mehr und mehr Einzelstimmen gesellen. Ein Unisono, aus dem sich das Firmament wie ein einziges Klangkontinuum ausbreitet. Ein magisch sanftes Schwelgen mit einem finalen Crescendo.

Die Flügel der Vorstellungskraft zu weiten, dazu lädt auch "Wings" ein, das Konzert für Klavier und Blasorchester von Piet Swerts. Ein klassisch geformtes, dreisätziges Konzert, dessen Schwebeklänge aber schärfer konturiert sind. Eine einzige Gelegenheit also für das Orchester, sich als präsentes und vital agierendes Ensemble zu zeigen. Mit einem hoch entwickelten Klangsinn, dessen Sensualismus immer wieder betört. Zumal das Orchester absolut homogen musiziert - und in einer Transparenz, in der auch musikalische Substanz hörbar wird.

Sowieso erinnert das von Douglas Bostock so detailreich-präzise wie organisch geführte Ensemble öfter an die Noblesse eines weich tönenden Streichorchesters. Nahtlos fügt sich auch Antonio Piricone am Klavier mit flächigen Arpeggien, rhythmischen Akzenten oder brillantem Linienspiel ein. Aus dem polyrhythmischen Schlagwerk erwächst ein punktuell "Sacre"-artiges Finale, das eine Brücke schlägt zum Aufruhr des Mars in Holsts "Planeten".

Ein populäres Werk, dem sich das Orchester in allen Facetten gewachsen zeigt, auch in den solistischen. Elegisch und eruptiv und zwischendurch sogar frohgemut tänzerisch. Und wenn die Frauen des Oratorienchors am Schluss als Fernchor die Klangschichten mit feiner chromatischer Reibung entschwinden lassen, dann ist das pure Himmelsmusik. So fern und doch so nah: Starker Applaus, für den Bostock das Orchester mit zwei Zugaben nun lustvoll am lockeren Zügel dahinbrausen ließ.
19.10.2009 · Südwest Presse (http://www.suedwest-aktiv.de)
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