Brillante Hommage an Percy Grainger

Ehingen. Rund 350 Zuhörer erlebten beim "Grainger-Fest" des Sinfonischen Blasorchesters Ulm in der Lindenhalle eine brillante Hommage an Percy Grainger. Auch den Opfern von Fukushima wurde gedacht.

"Er war ein Genie sondergleichen! Außerdem kann man ihn wohl als den bedeutendsten Komponisten für Blasorchester bezeichnen", sagt Douglas Bostock über den australischen Komponisten Percy Grainger (1882 - 1961). Zu dessen 50. Todesjahr hatte der langjährige Dirigent des Sinfonischen Blasorchesters Ulm (SBU) mit den 60 Auswahlmusikern das diesjährige Herbstprojekt unter den Titel "Grainger-Fest" gestellt. Bereits am 16. Oktober konzertierte das Ensemble mit seinem hochkarätigen Programm in Heidenheim, am Sonntag brachte das Orchester die 350 Zuhörer in der Ehinger Lindenhalle zum Jubeln.

Schon das erste Werk, die feierliche "The Duke of Marlborough Fanfare", ließ die Großartigkeit des vor 50 Jahren verstorbenen Meisterkomponisten erkennen. Sein Markenzeichen ist das besondere Gespür und Faible für extravagante und fremdartige Klangsätze.

Fernöstliche Charaktere fesselten im zweiten Stück mit " . . . yet the sun rises" (. . . und die Sonne geht doch wieder auf). Auf Wunsch von Douglas Bostock hatte Yasuhide Ito diese eindrucksvolle Tonmalerei nach der verheerenden Katastrophe von Fukushima komponiert. Wie eine große Wolke durchzog das mit Stimmungen und Empfindungen durchwobene Tongemälde den gut gefüllten Konzertsaal. Auch Isao Matshushita hatte "Gebet des Firmaments. Ode an das kostbare Leben" (Tenku-no Inori) direkt nach den tragischen Ereignissen innerhalb von zwei Wochen komponiert. Mit diesen beiden sehr bewegend gespielten Werken möchte das SBU, das seit Jahren enge Bande nach Japan pflegt und im Frühjahr bereits für die Opfer des Tsunami gesammelt hat, seine Solidarität zu den japanischen Bürgern unterstreichen.

Erfrischend temperamentvoll mit höchster Präzision und einer entwaffnenden Harmonie im Ensemble intonierten die Instrumentalisten das bedeutendste Werk von Percy Grainger "The Power of Rome and the Christian Heart" für Blasorchester und Orgel. Eigenwillig und mit einer kraftvollen sprühenden Aura durchzogen, wirkte Graingers "Lincolnshire Posey". Ansteckende Fröhlichkeit und Unbeschwertheit verinnerlichte "Childrens March - Over the Hills and far away".

Hatten die Zuhörer nach jedem der auf höchstem Niveau gespielten Stücke begeistert applaudiert, schien der Beifall am Ende des Konzerts kein Ende zu finden. Douglas Bostock und sein Orchester erhörten die hartnäckigen Zugabeforderungen und rundeten das wunderschöne und facettenreiche "Grainger-Fest" mit "Irish-Tune" und dem "Gumsucker-Marsch" ab. Man hätte den Ausnahmekomponisten Percy Grainer wohl nicht treffender charakterisieren können, als mit diesem Konzert.

RENATE EMMENLAUER
24.10.2011 · Südwest Presse (http://www.swp.de)
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